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Die Vögel |
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Fotos: Sabine Lippert PREMIERE: Mittwoch, 31. Oktober 2012 WEITERE Freitag, 2. November, 20:00 Uhr Mittwoch, 7. November, 20:00 Uhr Donnerstag, 8. November, 20:00 Uhr Freitag, 9. November, 20:00 Uhr Samstag, 10. November, 20:00 Uhr Freitag, 14. Dezember, 20:00 Uhr Samstag, 15. Dezember, 20:00 Uhr Gallus Theater |
Weshalb die VÖGEL ? Nicht weil sie die Menschen angreifen, wie bei Hitchcock im Film oder weil sie, wie bei Aristophanes, das Leben der antiken Städter in einer Komödie karikieren und obendrein auch noch nützlich sind, indem sie Insekten vertilgen, sondern weil sie schweigen. Jüngst titelte eine Zeitungsnotiz : „Viele Feldvögel in Europa verstummen.“ Wem fehlt das Singen der Singvögel oder das Wandern der Wanderdrosseln? Dringlicher, wie eine andere Zeitungsnotiz bemerkt, scheint es, sich um Kaufkraft und Arbeitslosigkeit zu kümmern statt um das Verschwinden kleiner Vögel und der Eisbären. Trotz alledem fehlen auch dem „Ensemble 9. November“ die kleinen Vögel, von denen ja schon eine Bibelnotiz spricht, wenn es da heißt : „Seht die Vögel unter dem Himmel, sie bauen nicht, sie ernten nicht, und der Herr ernährt sie doch“. Aber „die Sense rauscht und der Mensch begehrt die ganze Welt“. Das „Ensemble 9. November“ antwortet darauf mit der „ komischen Theater - Oper die Vögel“. Als Gesamtkünstler des Naturschönen sind sie gewissermaßen in der Kunst unsere kongenialen Kollegen. Fliegende polyphone Skulpturen, Architekten von hängenden Gärten und Bauten, Choreographen chorischen Flugs und flatternder Pirouetten, Landschaftsgärtner und Gesangskünder der Jahreszeiten, Splitter aufblitzenden Farbenscheins, Texte zwitschernde Dramaturgen und verliebte Sänger der Lieder verliebter Poeten. Die Bühne eine Landschaft sich wandelnder Orte, wandernd Violoncello, Saxophon, Klarinette, ein Mezzosopran – Gesangsmotive, Vokalisen, Geräusche, Texte - verliebt, traurig, komisch, schrecklich. Dies alles verleiht der Luft Schwingen in den Gestaltmetamorphosen eines darstellenden Schauspiels, das mit seinen Objektspielzeugen choreographische Räume, Atmosphären, Handlungen aufgehen und verschwinden lässt. Im Spielzeug selbst spielen Popnieten, Kabelbinder, Textil und Metall mit der Phantasie kleinteiliger Gestalterinnerungen eines Sammlers an Wegrändern. Und jeder hat nun wieder seinen eigenen Vogel, auch Du ! Szenische Abfolge: 1. Vogelpartitur 2. Das Schreckliche 3. Vogelküche 4. Landschaft/Jahreszeiten 5. Vogelgeschichten 6. Nachtigall Textquellen: 1. Ovid „Metamorphosen“ 2. Grandville „Bilder aus dem Staats- und Familienleben der Tiere“ 3. Aristophanes „Die Vögel“ u.A. REGIE, DRAMATURGIE: Wilfried Fiebig LEITUNG: Helen Körte, Wilfried Fiebig MUSIK: Stefan Völker: (Klarinette, Saxophon) Bernhard Zapp: (Violoncello) Gabriele Zimmermann: (Mezzosopran) DARSTELLER / INNEN: Simone Greiß, Janine Karthaus, Damaso Mendez (Tänzer) BÜHNE, OBJEKTE, KOSTÜME: Wilfried Fiebig LICHT: Johannes Schmidt Mit freundlicher Unterstützung durch: Kulturamt Frankfurt am Main, Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main Pressestimmen: Zeitungsente, Nebelkrähe, Turteltaube Das Ensemble 9. November schickt zauberhafte "Vögel" ins Gallus Theater Frankfurt Von Judith von Sternburg Das ist ein federleichter, aber auch rabenschwarzer kleiner Abend im Frankfurter Gallus Theater. Drei komische, alberne, aber auch traurige und gerupfte Vögel treten auf, geraten hier geradezu irgendwie hinein, so dass der Zuschauer darüber staunen darf, wie viele Eigenschaften menschliches und gefiedertes Personal teilen. Simone Greiß, Janine Karthaus und Damaso Mendez sind Sperling, Taube und Krähe, aber auch Zeitungsente (aus Peking), Segelschiff und französischer Koch. Ein Koch, der sich prächtig auf die Zubereitung kleiner Vögel versteht. Denn auch dann geht es immer um Vögel, im übertragenen und im eigentlichen Sinne, Vögel als Täter, Opfer, Piepmätze, Menschen wie du und ich oder als reizende Randerscheinungen dramatischer Szenen in einer weitschweifenden Textzusammenstellung. Sie ist von Wilfried Fiebig, der gemeinsam mit Helen Körte zudem das choreografische Spiel vorbereitet hat und mit seinen Kostümen und Objekten auch das jüngste Projekt des Ensembles 9. November prägt. Dieses heißt folgerichtig: "Vögel". Eine sechsteilige Szenenfolge bietet ulkige, schreckliche und melancholische Momente von Aristophanes und Dante bis zum japanischen Haiku. Das ist manchmal schöner Quatsch - dass Spatzen einem alles verpatzen tun, lernt man - und insgesamt sehr poetisch. Vielleicht, weil Fiebigs ausladende, aber leichte körperumrundende Kostümobjekte schon immer ins Flatterhafte tendierten. Obwohl die einzige echte Feder von Mendez scherzhaft ausgehüstelt wird - der Rest ist Metall, Plexiglas, Stoff oder Papier für die Zeitungsente -, wirkt alles luftig. Vielleicht auch, weil die Darsteller wirklich immer mehr zu Vögelchen zu werden scheinen, heiter gelassenen, schicksalsergebenen Vögelchen, als wäre man bei einer Ovidschen Metamorphose dabei. Vielleicht aber auch, weil im schwarzen Hintergrund - vor dem sich die bunten Vögel umso besser machen - Stefan Völker (Klarinette, Saxofon), Bernhard Zapp (Cello) und Gabriele Zimmermann (Mezzo) eine zauberhafte Musikcollage einspielen. Sie tupft Saint-Saëns' Schwan oder die Krähe aus Schuberts "Winterreise", einen Schostakowitsch-Jazz-Walzer oder Beethovens Pastorale an, alles zart verfremdend und vereinnahmend. Nach Vogelart, will man 90 Minuten lang gerne glauben. Nachher erst wird einem wieder klar, dass das völlig absurd ist. Judith Sternburg Frankfurter Rundschau vom 02.11.2012 Es zwitschert im Wolkenkuckucksheim Im Frankfurter Gallus-Theater führte das „Ensemble 9. November“ Wilfried Fiebigs von ihm inszenierte komische Theater-Oper „Die Vögel“ auf. Wer sagt denn, einem „work in progress“ ließen sich nicht unendliche Facetten abgewinnen? Das „E9N“ ist das beste Beispiel. Was hier immer neu variiert wird, sind die dramaturgischen Formen der Literatur-, Dramen- und Stoffdarbietung, die musikalische Begleitung und zumal die Kostüme Wilfried Fiebigs – und doch erkennt man das Federkleid sofort wieder. Fast lässt sich sagen, dass die Gesamtkunst-Spektakel der Gruppe Fiebigs und Helen Körtes dank seiner Kostüme und Bühnenelemente Bühnen-Modeschauen gleichen: ein konstruktivistisches Prêt-à-reciter der Bühnenkunst aus Plexiglas, Leichtmetall, Papier, Federn, Farben und Kuriositäten. Apropos Federn. Das Theater ist bekanntlich gut zu Vögeln, und hier zeigt sich dies deutlicher denn je. Was geht in diese „Vögel“ nicht alles ein! Die „Metamorphosen“ des Ovid etwa, der die Töchter des Pierus in Elstern, Philomela und Procne in Rotkehlchen, den Tereus in einen Wiedehopf, Perdix in ein Rebhuhn verwandelte, auch Thetis zum Opfer wie Täter fedriger Wandlungen machte. Dann wären da die Inspirationen Grandvilles sowie die „Vögel“ des Aristophanes vor 2400 Jahren, worin zwei lumperte Athener sich mit König Wiedehopfs Reich der Vögel verbünden und von Wolkenkuckucksheim aus die Götter im Olymp aushungern. Sodann der Feldzug der naturliebenden Rachel Carson gegen die Pestizide; ein wenig Dante und Coleridge, verstreute Lyrik aus Mittelalter und Barock, Andersens Märchen, die weltliterarisch aktenkundige Nachtigall („Es ist die N. und nicht die Lerche“ – Shakespeare), schließlich der Auferstehungsvogel Phoenix. Nur Adler Ethon, der Prometheus“ Leber frisst und frisst, wird schändlich ignoriert. Viel Zeug also, und das beschreibt schon die lose Form. Fiebig/Körte haben einen Vogel und das mit Lust, beginnt das Spiel der drei Darsteller im gelben (Simone Greiß), weißen (Janine Karthaus) und schwarzen (Damaso Mendez) Bodysuit nebst stetem Fluss von Kostüm-Armaturen doch gleich mit Vogel-Redewendungen. Ist das höfische Menuett die natürliche Bewegungsform des „E9N“? Diesmal kommt auch es zum Einsatz, bunt gemischt mit Krammetsvögeln und Schwanengesängen von Mezzosopran Gabriele Zimmermann (Cello: Bernhard Zapp, Saxofone, Klarinette, Flöte: Stefan Völker). Wie sagt Mephisto doch so schön: „Von Zeit zu Zeit seh’ ich den Alten gern.“ Das gilt auch für Fiebig/Körtes ewiges „E9N“-Projekt. dek Frankfurter Neue Presse vom 02.11.2012 Von Krähen unter dem Galgen und weißen Amseln Das Ensemble 9. November zeigt im Frankfurter Gallus-Theater die komische Szenenfolge "Die Vögel" Auch als Vogel kann der Mensch nicht fliegen. In dieser Hinsicht ergeht es ihm wie den Pinguinen, die den Möwen oder Krähen auch nur sehnsüchtig hinterherschauen können, wenn sich diese in die Lüfte erheben. So kommen die Darsteller Janine Karthaus, Simone Greiß und Damaso Mendez zunächst einmal im Frack auf die Bühne des Gallus-Theaters, angetan mit metallischen Flügeln. Als Dirigenten, denen auch der Taktstock nicht fehlt. Es ist der Beginn eines etwa 70 Minuten währenden Szenenreigens, einer so poetischen wie humorvollen Revue, einer üppig im Material schwelgenden und dennoch äußerst präzisen Performance, eines Textparcours durch einen Assoziationsraum zum Thema „Die Vögel". So lautet auch der Titel des kurzweiligen Abends, den Helen Körte und Wilfried Fiebig erarbeitet haben. Das Zusammenspiel von Objektkunst, Musik und Schauspielerei ist so geschmeidig, wirkt so selbstverständlich, dass man es ohne Umstände als ästhetische Einheit wahrnimmt. Dabei bildet die Kunst am Körper, die aus den Darstellern in dieser Produktion Vögel macht, komische, schräge, bunte, zusammen mit der Kunst im Bühnenraum das Element, das die Inszenierungen des Ensembles 9. November unverwechselbar macht. Die Objekte und Leib-Ergänzungen wollen bewegt werden, im Scheinwerferlicht glänzen, zum Klingen gebracht werden. Allenthalben werden silberglänzende Stäbe eingesetzt, die aufeinandertreffen und Töne erzeugen. Platten dienen den Akteuren als Schilde. Große hängemattenartige, durchgebogene Metallrechtecke suggerieren Leichtigkeit. Man denkt an Brancusis Vögel und den Traum, in der Kunst zu realisieren, was die Wirklichkeit verwehrt: Die Schwere mit ihren eigenen Mitteln zu überwinden, dem der Erde verhafteten Material Schwingen zu verleihen. Die Masken, mit denen die Akteure angelegentlich auftreten, erinnern an den Karneval in Venedig,. Mehr als ein Hauch Barock durch- strömt dieses Werk, das doch auch schon mit seiner Konzentration auf Schwarz-weiß und Silberglanz den Reduktionsforderungen der frühen Avantgarde verpflichtet ist. Doch die Gestelle und der Körperschmuck sind gleichermaßen ausladend und streng konzipiert. Die Szene verwandelt sich ständig, Ovids Metamorphosen gehören schließlich zu den Quellen, auf die diese Inszenierung zurückgreift, denen sie einen Resonanzboden verleiht, die sie zum Bau eines Metapherngefüges verwendet. Nur wer an Hitchcock denkt, wird auf eine falsche Fährte gelockt: Das Schreckliche wird in diesem Stück nicht als Natur, die sich in ihrer Wildheit zeigt, vorgeführt, sondern allenfalls als Abkehr vom Natürlichen, als Ignoranz gegenüber dem Naturschönen, das mit Vogelgesang oder der Pracht des Gefieders das Künstlerische herausfordert. Die Musik, dargeboten von Stefan Völker (Saxophon und Klarinette), Bernhard Zapp (Violoncello) und der Mezzosopranistin Gabriele Zimmermann reißt vieles an, von „Alle Vögel sind schon da" bis „Summertime", von der Kakophonie bis zur Opernarie. Zu den zitierten Texten zählen solche von Grandville und Aristophanes, japanische Haiku und allerlei Verse aus dem naturlyrischen und volksliedhaften Fundus des Abendlands. Von den Jahreszeiten und Landschaften ist die Rede, aber auch von der Vogelküche. Und immer wieder treten die" Schauspieler in neuer Aufmachung,' vor das Publikum, werden neue Kunstobjekte präsentiert, besonders charmant sind etwa die Spatzen, die an Gummischnüren fröhlich wippen. Volieren, Käfige, die eingesperrte Natur, auch dieser Aspekt wird sichtbar in den unterschiedlichen Arrangements auf der Bühne. Der Klang des Metallgefieders und das Rascheln der Papierfedern gehören zu dieser Aufführung wie die Übergänge von menschlichen, allzu menschlichen Vogelgeschichten zu phantastischen Phänomenen: Galgenvogel und weiße Amsel sind Teile ein- und desselben theatralischen Kosmos. Die Spielfreude der Darsteller macht „Die Vögel" zu einem besonderen Vergnügen, und Menschen als Vögel haben ohnehin etwas Komisches. Da fällt die Unfähigkeit zu fliegen gar nicht mehr auf. MICHAEL HIERHOLZER FAZ vom 03.11.2012 | |||
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LA STRADA 2012 |
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Fotos: Sabine Lippert PREMIERE: Donnerstag, 1. März, 20:00 Uhr WEITERE März 2012 Freitag, 2. März, 20:00 Uhr Samstag, 3. März, 20:00 Uhr Sonntag, 4. März, 20:00 Uhr Donnerstag, 15. März, 20:00 Uhr Freitag, 16. März, 20:00 Uhr Samstag, 17. März, 20:00 Uhr Freitag, 27. April, 20:00 Uhr Samstag, 28. April, 20:00 Uhr WIEDERAUFNAHME: April 2013 Donnerstag, 18. April, 20:00 Uhr Freitag, 19. April, 20:00 Uhr Samstag, 20. April, 20:00 Uhr Gallus Theater Fotos: Sabine Lippert |
Das Lied der Straße ist eine musik-theatralische Dramatisierung nach Motiven aus dem Film: „La Strada“ nach Fellini. Die Straße, die Landschaft, das Meer, der Abfall, der Hunger. Ein Mädchen wird verkauft, zur Linderung der Hungersnot. Wir führen die Geschichte ins Heutige, verschärfen den Blick ins Aktuelle des sozialen Nomadentums. „Nomadismus“, dieser provozierende Kern innerer Isolation. Wir bringen diese Thematik in einer interdisziplinären, hoch poetischen, dennoch schonungslosen Kunstform. Fellinis Figuren sind moderne Klassiker unserer Zeit, aktueller denn je. „Es gibt mehr Zampanos in dieser Welt als Fahrraddiebe“. Engel, Hochzeiten, kasteiende Prozessionen, das Zirkusleben, die Liebe und der Tod, sind sie doch die ewig wichtigen und immer wieder kreisenden Vorbilder in der Literatur. Mit den Waffen, des Humors, mit Wehmut und Abenteuer vertreten die einzelnen Figuren ihre Zerrissenheit , ihre Freiheit, ihre Naivität, sodass sie eine betörende Verbindung mit dem Publikum eingehen. Durch die Gleichwertigkeit aller Künste, die das E9N Theater einsetzt, wollen wir in „La Strada 2012“ daran erinnern, dass „die Strasse“ überall zu finden ist, häufig sogar in uns selbst. In einer Sprache voller Bilder, Töne, Klänge, Choreographien, kreieren wir eine Partitur der Sinne, für alle, die sehen und hören wollen. Die Pianistin Elvira Plenar (Jazz-Preisträgerin des Landes Hessen), Komponistin und musizierende Teilnehmerin am Projekt, spielt - auch mit den „Innereien“ des Flügels - eigens für das Projekt entwickelte Musik, die sich in der Nähe zu Jazz-Klezmer, Klassik und Neuer Musik bewegt. Unterstützt wird sie von Ina Kleine-Wiskott (Violine) und Jens Hunstein, der eine Vielzahl von Instrumenten wie Saxophon, Flöte, Tuba, Klarinette, Akkordeon und weitere bedient. Multitalentierte Schauspieler/innen, ein Breakdancer, eine Sängerin, beleben das Projekt mit Spiel, Tanz, Gesang und Akrobatik. Choreographische Bildkonstruktionen verbinden das Spiel mit einer dynamischen Bühne, sowie einem filmischen Medieneinsatz. REGIE, DRAMATURGIE: Helen Körte MUSIK UND KOMPOSITION: Elvira Plenar BÜHNE: Wilfried Fiebig DARSTELLERINNEN und DARSTELLER: Dzuna Kalnina Hanna Linde Raija Siikavirta Claudio Vilardo Damaso Mendez: Tänzer (FILM:) Wilfried Fiebig Ruth Klapperich Raija Siikavirta Claudio Vilardo Die Kinder: Anna Katharina Bach Hanna Brugger Annemike Plößer Brenda Puttini Musik: Jens Hunstein: Klarinette, Tuba, Flöte, Akkordeon und weitere Ina Kleine-Wiskott: Violine Elvira Plenar: Piano Dzuna Kalnina: Gesang Choreographie: Damaso Mendez. Kostüme: Pauline Plenar Wilfried Fiebig. PROJEKTIONEN und FILM: Jörg Langhorst SPONSOREN: Dr. Bodo Sponholz Stiftung FAZIT (Faz Stiftung) UNTERSTÜTZUNG DURCH: Kulturamt Frankfurt RMD Rhein-Main Deponie GmbH Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main Pressestimmen: Ein Zampano schlägt sich durchs Leben Helen Körte schuf eine bezaubernde Bühnenfassung zu Fellinis Filmklassiker "La strada". Premiere war im Gallus-Theater Frankfurt.Jeder weiß vom "großen Zampano". Wem der Sinn für Filmkunst nicht ganz abgeht, dem fallen zu "La strada" spontan auch das clownesk-tragische Lächeln Giulietta Masinas als Gelsomina und die männliche Präsenz, die brüchige Grobheit und der gequälte Blick Anthony Quinns als Schausteller Zampano ein. Mit seiner Kraftnummer schlagen sich beide durchs Leben, nachdem er Gelsomina der hungernden Familie abgekauft hat. Das Bühnenteam Helen Körte (Regie, Dramaturgie) und Wilfried Fiebig (Bühne, Kostüme, Objekte) hat es häufiger mit Klassikern und der Avantgarde aus Literatur und Bühne zu tun, und doch ist dies weltberühmte Werk von 1954 eine perfekte Vorlage für ihr "Ensemble 9. November". Letzteres zeichnet sich wie stets durch eine hochintelligente, leichtfüßig-dichte musikalische Ko-Schöpfung aus. Fiebigs Findungen (ein großes breites Rad mit Segmenten ersetzt den Wagen, Gestelle mit viel Plexiglas die Hochzeitstafel, der Carabiniere ist kubistisch auf Formen und Farben dekonstruiert) verbinden sich perfekt mit Körtes traumartig-nichtlinearer Imagination.Mit Raija Siikavirta hat Körte die ideale Besetzung in roter Strumpfhose, kurzem Flickentaschenrock und gestreiftem T-Shirt gefunden. Da italienische Stoffe auf deutschen Bühnen oft schon sprachlich bedingt verunglücken, sei betont, wie zwanglos Siikavirta und ihr sehr guter Zampano Claudio Vilardo (schwarzes Leder, Nieten, protzige Basketballstiefel) dies mittels italienischer Sprachbrocken in perfekter Aussprache und ihres greifbaren Bezugs auf eine Internationale der Theater-Vaganten umgehen. Schön auch Hanna Linde als Akrobatikclown Matto und Hure, die Sängerin Dzuna Kalnina als Fee und Zirkusdirektor und Damaso Mendez als Pantomime. Da non perdere – Nicht verpassen! - dek (Frankfurter Neue Presse 03/03/2011) Eine kulinarische Theaterfeier „La Strada“ mit dem Ensemble 9. November Von Stefan Michalzik Helen Körtes Inszenierung „La Strada 2012“ mit dem Ensemble 9. nach Federico Fellinis Filmklassiker von 1954 wartet mit einem zentralen Darstellerpaar auf — Raija Siikavirta und Claudio Vilardo, die Fellinis Schauspielerin Giuletta Masina und Anthony Quinn in einer bilderbuchhaften Weise optisch entsprechen. Und die Filmszene, mit der dieser Abend im Frankfurter Gallus-Theater beginnt, ist geeignet, Assotiationen zur Bildästhetik des neorealistischen Films zu wecken. In einer kargen Landschaft - es handelt sich um eine Müllhalde - wird der Handel geschlossen, nach dem das Mädchen Gelsomina in den Besitz des ungehobelten Schaustellers Zampano übergeht, als Assistentin, als Haus- und Bettgenossin. Die Regisseurin hat im Programmhelt das Ziel formuliert, der Poesie der Filmvorlage nachzuspüren, mit einem verschärften „Blick ins Aktuelle des sozialen Nomadentums“. Eher humorig als scharf mutet indes in der Praxis das gleichnishafte Katz-und- Maus-Spiel zwischen dem Kraftmenschen, der scheinbar nichts von Gefühlen wissen will, und der vorwärtsgeniebenen — und sich gleichwohl selbst behauptenden — Frau an. Das Ensemble 9. November befindet sich im 23. Jahr seines Bestehens in einem Stadium der Selbststilisierung. Von einer „Stradivari-Fiebig“ ist mit Blick auf eine plexigläserne Violine die Rede. Die skulpturalen Objekte von Wilfried Fiebig, dem von der Bildenden Kunst her kommenden Bühnenbildner, beanspruchen in diesem Theaterkosmos seit jeher eine eigene Position. Zampano und Gelsomina reisen mit einer Art Kabelrolle, in deren Achsenkern man den Drehwurm bekommen kann. Das Trio um die Jazzpianistin und Komponistin Elvira Plenar sowie den Klarinettisten, Akkordeonisten und Multiinstrumentalisten Jens Hunstein und Ina Kleine-Wiskott an der Violine spielt eine musikantisch-vitale Theatennusik. Klezmer ist die Grundlage, mit einer Horizonterweiterung bis hin zu einer aus dem Korpus des Klaviers geschöpften Klangmusik. Es handelt sich um Theater nach Art des Hauses Ensemble 9. November: Eine unbeschwerte Szenenrevue, die vor allem eine eingeschworene Fangemeinde zu erfreuen geeignet erscheint. Ein gleichsam kulinarisches Fest für das Theater. Helen Körte und Wilfried Fiebig erfinden sich und ihm charakteristische Bühnenästhetik nicht neu - aber sie verstehen es nach wie vor, das Beste daraus zu schöpfen. (Frankfurter Rundschau, 05/03/2012) „La Strada 2012“ Szenen einer verheerten Welt 06.03.2012 · Fast so schön wie bei Fellini: Das Ensemble 9.November zeigt im Frankfurter Gallus-Theater „La Strada 2012“. Von Hans Riebsamen Fellini ist im Oktober 1993 gestorben. Seine Frau Giulietta Masina, bekannt geworden als Gelsomina in „La Strada“, jenem Film, der Fellinis Ruhm in den fünfziger Jahren begründete, ist ihm fünf Monate später ins Grab gefolgt. Die Frankfurter Regisseurin Helen Körte hat Fellinis Filmstoff in einem Theaterstück wieder- und Gelsomina von den Toten auferweckt. Ihre wunderbare Hauptdarstellerin Raija Siikavirta erscheint wie eine Reinkarnation Masinas: ein zerzauster, drolliger Clown, ein altersloses Kind, halb lockende Frau, halb folgsames Tier. In Deutschland lief Fellinis neorealistisches Melodrama, das die traurige Geschichte vom grobschlächtigen Schausteller Zampanò und seinem duldenden Sklavenkind Gelsomina erzählt, unter dem Titel „Das Lied der Straße“. In Körtes Inszenierung „La Strada 2012“ geben der Bläser Jens Hunstein, die Violinistin Ina Kleine-Wiskott und die Pianistin Elvira Plenar der auf der Bühne durch vier parallele Metallplatten angedeuteten Straße ihre ganz eigenen, dem Jazz, der neuen Musik und dem Klezmer entlehnten Töne, die weit entfernt sind von Nino Rotas Filmmusik. Und als die traurige Gelsomina einmal überhaupt nicht mehr weiterweiß, erscheint ihr eine Fee in Gestalt der Sängerin Dzuna Kalnina, die Gelsomina mit dem Lied „Caro mio ben“ für ein paar Minuten in eine schönere Welt entführt. Es wird bunt und surreal Musik, Gesang, Tanz, Akrobatik, Spiel, Dialog und Monolog und sogar Film machen aus „La Strada“ ein Gesamtkunstwerk, wie man es von Körte kennt. In dieser Inszenierung kommen die verschiedenen Kunstformen so glücklich zusammen wie lange nicht mehr bei den Produktionen des Ensembles 9.November, das aus Körte und Wilfried Fiebig besteht, der bei den originellen Kostümen und dem extravaganten Bühnenbild mithalf. Das Stück beginnt wie Fellinis Meisterwerk mit bewegten Schwarzweißbildern, gedreht auf einer Müllkippe im Frankfurter Umland, die jene verheerte Welt symbolisiert, in der eine Mutter in ihrer verzweifelten Not ihre Tochter Gelsomina an den reisenden Kraftmenschen Zampanò verkauft. Danach wird es bunt und manchmal surreal im Gallus-Theater, lustig zudem, wenn Gelsomina als Ente über die Bühne hüpft, traurig auch, wenn Zampanò, treffend kraftmeierisch gespielt von Claudio Vilardo, ins Gefängnis muss und eine verlorene Gelsomina auf ihn wartet, weil sie ohne ihn nicht weiß, wo sie hinsoll. Realismus oder Neorealismus ist nicht Körtes Ziel, auch nicht psychologisches Theater. Die Regisseurin zerlegt Fellinis Roadmovie in 17 pointierte Szenen, die in häufig deutender, manchmal zugespitzter Weise Seelenzustände der beiden wandernden Protagonisten wiedergeben, die auf ihrem Zug übers Land auf andere nomadische Existenzen treffen. Die schweigende Zuneigung, die Gelsomina und Matto, dargestellt von der variablen Hanna Linde, verbindet, führt die beiden unter zwei spitzen Hüten zusammen, die mit einem Band verbunden sind. Mit solchen Bildideen überrascht diese Inszenierung ein ums andere Mal. Das Stück folgt der Filmhandlung, geht aber über sie hinaus. Mit Damaso Mendez baut Körte einen Tänzer ein, dessen Bewegungseleganz die deprimierende Realität ebenso transzendiert wie die singende Fee. Dann wieder wendet sich das Stück ins Übermütige, auf der Leinwand hinter der Bühne wackeln animierte Schafe durchs Bild. Die Inszenierung wartet mit immer neuen Überraschungen auf und ist so geschickt getaktet, dass man sich nie an einem Bild sattsieht. Fellini und Masina blicken von ihrer Wolke gewiss mit großem Vergnügen auf dieses Stück hinunter. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 07. März 2012) „Eine Fee für Gelsomina“ E9N im Gallus Theater: La strada. Strandgut 4/2012 Es geht stets um das Ganze, um die Gesamtheit der künstlerischen Ausdrucksweisen, wenn das Ensemble 9. November (E9N) ins Gallus Theater lädt. Gästen des Projekts von Helen Körte und Wilfried Fiebig verheißt dessen Anspruch, alle je möglichen Künste zusammenzubringen, immer wieder Theater-Erleben mit alle Sinnen.Das ist so geglückt wie beglückend und ungemein stimmig auch beim jüngsten E9N-Werk »La strada« der Fall, das dem großen Film von Federico Fellini von 1954 folgt und die zutiefst rührende Geschichte der Gelsomina (Giulietta Massina) nachempfindet, die als Mädchen von der hungernden Mutter an den rüpelhaften Wanderschausteller Zampano (Anthony Quinn) verkauft wird und dann an diesem zugrunde geht, weil der dumpfe Kraftprotz, der davon lebt, auf Marktplätzen mit geblähtem Brustkorb eiserne Ketten zu sprengen, die ihm Ausgelieferte nicht als Mensch und schon gar nicht als Frau wahrzunehmen in der Lage ist. Mit Raija Siikavirta ist die Rolle der an ihren widersprüchlichen Gefühlen verzweifelnden Kindfrau Gelsomina herausragend besetzt, in dem herrlich italienisch radebrechenden Claudio Vilardo als großem Zampano und der den Seiltänzer Matto gebenden Hannah Linde hat sie großartige Partner. Siikavirta ähnelt dem karottenköpfigen Fratz aufs wirr-struppige Haar, ohne ihn aber zu imitieren. Das tut auch die Regisseurin Helen Körte nicht, die »La strada« in einem 17-teiligen Bilderbogen im Stil einer Nummernrevue voller Überraschungen passieren läßt, für den sie Tanz, Gesang und Spiel, aber auch Filme nutzt, selbst gedrehte, animierte und dokumentarische. Körte nimmt sich sogar heraus, eine holde Fee (Dzuna Kalnina), die Gelsomina mit dem Hochzeitslied »Caro mio ben« tröstet, und den Pantomimen Damaso Mendez als Zirkusdirektor einzuführen oder Szenen wie den großen Schmaus der Zirkusleute neu ins Licht zu rücken. Mit jazzigem Klezmer zieht auch die Musik (Elvira Plenar, Jens Hunstein, Ina Kleinert-Wiskott) eigene osteuropäische Bahnen im vertrauten Kosmos von Wilfried Fiebigs phantastischen Bühnenbildern. Schöneres gibt es in Frankfurter Theatern derzeit nicht zu sehen. (Strandgut 4/2012) | |||