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englishE9N - ENSEMBLE 9. NOVEMBER

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PREMIERE 2025

Talkshow - Krieg der Narrative


Auf der Bühne des Gallus Theaters:

März / April 2025
PREMIERE
Donnerstag, 27. März, 20:00
Freitag, 28. März, 20:00
Samstag, 29. März, 20:00
Sonntag, 30. März, 20:00
Dienstag, 01. April, 20:00
Mittwoch, 02. April, 20:00


Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de




Ein musiktheatralisches Gesamtkunstwerk

E9N Talkshow 2025

Das neue Stück des Ensemble 9. November ist als Gesamtkunstwerk konzipiert und will den Weltzuständen im Stil einer Talkshow mit den unterschiedlichsten Autoren nachforschen.

Der ‚Krieg‘ - in all seinen Erscheinungsformen wird zum Thema des theatralischen Gesamtkunstwerks. Die geopolitische Gegenwart und ihre öffentlichen Kommentare, Narrative, nimmt das E9N zum Anlass, aus historischer Erinnerung, eine Auswahl von Kriegs- und Kunst- tüchtigen ‚Gästen‘ aus der europäischen Kriegsgeschichte, zu einer Talkshow einzuladen.
Ebenso geladen sind alle Künste zum Thema:

Europa: Kriegstüchtig - Kunsttüchtig

Gäste: Homer, Aristophanes, Ovid, Rabelais, Shakespeare, Grimmelshausen, Cervantes, Hobbes, Machiavelli, von Clausewitz, Schiller, spanische Lyrik, russische Lyrik.

Special Guests: amerikanische Lyrik, Calderon de la Barca, Kant, Hegel, Marx.

Getragen wird das Stück von neuen Kompositionen aus der Feder von Theodor Köhler.

Talkshow - Krieg der Narrative
Dargestellt vom „Ensemble 9. November“ (E9N)
In Kooperation mit dem Gallustheater Frankfurt.


Regie / Dramaturgie / Bildende Kunst
Dr. Wilfried Fiebig

Komposition / Piano
Theodor Köhler

Leitung E9N
Helen Körte / Dr. Wilfried Fiebig

Violine
Katrin Becht

Cello
Gabriel Mientka /
Christopher Herrmann

Schauspiel
Katrin Schyns
Myriam Tancredi
Richard Köhler

Lichtdesign
Johannes Schmidt

Film und Grafik
Jörg Langhorst

Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
HfG Offenbach



PREMIERE 2024

DIE VIOLINE SPIELT DAS HOLZ


Auf der Bühne des Gallus Theaters:

Oktober / November 2024
PREMIERE
Mittwoch, 30. Oktober 20 Uhr
Donnerstag, 31. Oktober 20 Uhr
Freitag, 1. November 20 Uhr
Samstag, 2. November 20 Uhr
Montag, 4. November 20 Uhr
Dienstag, 5. November 20 Uhr


Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de




Ein musiktheatralisches Gesamtkunstwerk

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Aufführung vom 31. Oktober 2024

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Das Ensemble 9. November im Gallus-Theater – Die Draperien der Macht
Von: Marcus Hladek / FRANKFURTER RUNDSCHAU vom 1.10.2024

„Die Violine spielt das Holz“ im Gallus-Theater,
Ein Denken in manchem Rätsel.

Der lichte Denker Wilfried Fiebig, Co-Leiter des Frankfurter Ensemble 9. November, denkt nicht in Kategorien wie Geheimnis oder Mysterium, allenfalls in Rätseln. Ein Geheimnis, Mysterium, Rätsel seiner neuen, zwei Stunden mit Pause messenden Produktion „Die Violine spielt das Holz“ im Gallus-Theater wird vom begleitenden Video begründet.

Zu sehen sind Großaufnahmen in Schwarzweiß-Negativ, die fast sämtlich Schritte im Prozess des Schneiderns abbilden: Finger führen Lineal und Schere, ein Kopierrädchen fährt auf Zahnrädern über die Linien eines Schnittmusters, das sich filmisch in Geometrien auflöst. Stoff wird zerteilt.

Starke Vergrößerungen bringen an sich ja etwas Symbolhaftes, Mehrdeutiges ins Spiel. Umso mehr gilt das, wenn sich ein philosophisch aufgelegter Theatermacher wie Fiebig, der auch künstlerischer Handwerker ist, wieder einmal an Dichtung und Geschichte, je für sich und auch verzahnt, versucht. Da wird das Schneidern zur Allegorie auf menschgemachte Historie, auf Draperien der Macht und archetypische Mythologeme wie dasjenige der Parzen, die unser aller Lebensfäden spinnen und spinnen und spinnen, bis sie den Faden kappen.

Etwa darum, ins Grobe gesprochen, geht es. Textgrundlage sind Gedichte der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood aus drei Jahrzehnten, die in deutscher Übersetzung „Die Füchsin“ betitelt sind, und eine Handvoll Stücke Shakespeares. Diese werden mit Stellen über Geschichte und Gewalt zitiert: Heinrich V. in Frankreich, Hamlet mit dem gedankenlosen Krieger Fortinbras und seinem eigenen Opfer Ophelia zwischen Weide und Wasser, Lear (vielleicht) und definitiv Macbeth mit den Hexen.

Letztere haben ja etwas von Wiedergängerinnen der Parzen an sich und sind auf verzwickte Weise mit dem zweiten wichtigen König aus Shakespeares Zeiten verknüpft: James (Jakob), dem hexenjagenden Schotten. Im Hexenjagen sind neue Vernunftreligionen gern auffällig eifrig.

Wilfried Fiebig hält an seinen Rezepten fest. Theodor Köhler (am Piano) hat ihm etwas komponiert, das er titelgemäß mit Violine (Katrin Brecht) und Cello (Gabriel Mientka) umsetzt: eine szenische Kammermusik, die Spielszenen gliedert, historisches Pathos beschwört und Denkpausen anlegt, das Publikum je nachdem ausfüllt oder nicht. Es spielen: erstens Richard Köhler, der etwa bis zur Pause als frühneuzeitlicher Hofnarr oder moderner Toddler auf Rädern einherrollt (erst im zweiten Teil wird der Lahme gehend) und bis dahin ein Kostüm wie aus Spiegelscherben trägt, deren jede der Macht ihr Antlitz zu zeigen vermöchte. Zweitens und drittens sind da Katrin Schyns und Myriam Tancredi: Schyns blond in Schwarzweiß, Tancredi brünett in mehr Farbe und Schwarz.

Als Szenerie hat sich Fiebig sieben große weiße Quadrate auf die Fläche markiert. Über den vier zentralen hängen bis zur Pause Objekte des Künstlers Fiebig aus Metallrohr und anderen Elementen oder aber käfigartig hergerichteten Holzteilen. Ein Käfig aus Holz? Das ließe hoffen.

Wie all das zusammengeht, muss man selbst erleben. Eine dem Kritiker den Sinn verhüllende Besonderheit ist es diesmal, dass viele Atwood-Verse auf Substantive reduziert sind und die Darsteller möglichst emotionslos Wortblöcke schieben. Das raut die Sache aber auf und macht sie schwerer konsumierbar, was angesichts heutigen Übermaßes an Glätte positiv ist. Wird solches Theater die Massen rocken? Wohl kaum. Gibt es widerständig zu denken und fühlen? Oh ja. Wenn man kein Stein ist.

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1949 schrieb Adorno im Aufsatz „Kulturkritik und Gesellschaft“:
„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“
Dieser Satz hat das „Ensemble 9. November“ (E9N) nicht davon abgehalten, in vielen seiner Gesamtkunstwerke, Poesie – in der Vermittlung mit Musik, Bildender Kunst, darstellendem Spiel und Film – als Textgrundlage für eine Theaterinszenierung, als Gestaltungsherausforderung an die Künstlerinnen und Künstler sowie an die Gesamtkomposition vorzutragen. Vielmehr hat Adornos Satz uns dazu bewegt, über den Zusammenhang historischer Weltzustände, die in Prosaberichten und Narrativen überliefert sind und die ebenfalls historisch in Poesie erscheinen, nachzudenken. Nicht zuletzt betrifft dies die Gegenwart, einen Weltzustand, die jenen der Renaissance in wesentlichen Bestimmungen ihrer Prosaüberlieferungen zu Erinnerungen herausfordern. Das poetische Analogon dazu bilden Shakespeares Dramen, Wein der Poesie, Wahrheit als Kunst. In diesen Wein fließt zunehmend prosaisches Wasser, was Hegel in seinen Vorlesungen zur Ästhetik zum Verhältnis von Poesie und Prosa ausführt: „Da nun aber poetische und prosaische Vorstellungsweise und Weltanschauung in ein und dem selben Bewußtsein zusammen gebunden sind, so ist hier eine Hemmung und Störung, ja sogar ein Kampf beider möglich, wie z.B. unsere heutige Poesie beweist.“ Dies ist geschrieben in Zeiten Französischer Revolution, Napoleonischer Kriege und aus einem Geschichtsbewusstsein heraus, das sich bei Hegel in seiner „Phänomenologie des Geistes“ findet sowie in der Ästhetik im Übergang zur romantischen Kunstform.
Hegel und Adorno bewegt dieselbe historische Entwicklung, ihre heftigen Zäsuren, Zeitenwenden und deren Bedeutung für die Kunst.
Dies nimmt das E9N mit einer Entgegenstellung von Shakespeare und Atwood in „Die Violine spielt das Holz“ auf.
Atwoods Gedichte in „Die Füchsin“ (1965-1995) bewegen sich sowohl in poetischen als auch stark in prosaischen Ausdrucksweisen des Alltäglichen und Banalen, die an Bilder des französischen Impressionismus erinnern.
Dabei haben sie häufig einen theatralischen Dialogcharakter, die in der Inszenierung – in Ich, Du, Wir - Blöcken – zugleich mit instrumentaler Musik zu Rezitativen komponiert sind und gespielt werden.
Zu den Prosablöcken kommen, als Interventionen, poetische Schmetterlinge hinzu, als Zeichen dafür, wie sich in ein und demselben Bewusstsein, der innere Kampf der Dichterin zur Poesie hinaus befreit. Die jeweils in den Rezitativen gefangene Musik wird zusammen mit den anderen Kompositionen selbständig an anderen Zeitorten der Inszenierung gespielt und gehört.
Räumliche- und Sinn-Entfaltung erfahren die Texte Shakespeares und Atwoods in einem Spiel, das von Bühne, Objektkostümen, Licht, der Musik sowie von der tänzerischen, poetischen und prosaischen Beweglichkeit der Schauspielerinnen und des Schauspielers bestimmt werden. Dazu zeichnen wechselnde Projektionen von Schnittmusterzeichnungen, textiler Gebrauchsgraphik, auf die Wände der Bühne, gleich einem Linienkäfig, in ihrem Wechsel, dem Raum einen Bildablauf der Zeit.

Dr. Wilfried Fiebig
Ensemble 9. November


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DIE VIOLINE SPIELT DAS HOLZ
Dargestellt vom „Ensemble 9. November“ (E9N)
In Kooperation mit dem Gallustheater Frankfurt.


Regie / Dramaturgie / Bildende Kunst
Dr. Wilfried Fiebig

Komposition / Piano
Theodor Köhler

Leitung E9N
Helen Körte / Dr. Wilfried Fiebig

Violine
Katrin Becht

Cello
Gabriel Mientka

Schauspiel
Katrin Schyns
Myriam Tancredi
Richard Köhler

Lichtdesign
Johannes Schmidt

Film und Grafik
Jörg Langhorst

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Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
HfG Offenbach



PREMIERE 2024

RIMBAUD


Auf der Bühne des Gallus Theaters:

März / April 2024
PREMIERE
Donnerstag, 7. März 20 Uhr
Freitag, 8. März 20 Uhr
Samstag, 9. März 20 Uhr
Sonntag, 10. März 20 Uhr
Donnerstag, 4. April 20 Uhr
Freitag, 5. April 20 Uhr
Samstag, 6. April 20 Uhr
Sonntag, 7. April 20 Uhr


Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de




Rimbaud in Zeitenwende


Trailer auf Youtube: E9N: "RIMBAUD"

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PRESSESPIEGEL

„Rimbaud in Zeitenwende“ im Gallus Theater:
Einer, der Vokale farbig leuchten lässt


Von Marcus Hladek
(Frankfurter Rundschau 8.3.2024)

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Wilfried Fiebigs „Rimbaud in Zeitenwende“ im Frankfurter Gallus Theater.

Wilfried Fiebigs Titel „Rimbaud in Zeitenwende“ benennt den Schlüssel, mit dem er uns den Urvater der literarischen Moderne und Seher-Dichter Arthur Rimbaud (1854-1891) erschließen möchte. Als Poesie aus wilder Zeit in wilde Zeit, so der Untertitel, erklärt der Regisseur vom Ensemble 9. November, bildende Künstler und Hegelianer Fiebig uns seine Aktualität des Dichters. Rimbaud verfasste sein Werk und durchlebte seine und die Höllen der Zeit im Paris von 1870/71, ehe er mit Zwanzig verstummte, um sich ans Geldverdienen in den Kolonien zu machen. Mit 37 raffte den nun wohlhabenden Nicht-mehr-Dichter der Krebs dahin: perfekt für die Legendenbildung. Seinen Satz „Ich ist ein anderer“ dürfen wir auch so in Stellung bringen: Rimbaud ist ein anderer als der Rimbaud der Nachwelt, die ihn völlig anders sah als er sich selbst und sich von jeher an ihm selbstbediente.

Fiebig beantwortet sein Warum Rimbaud? ganz eigen: „Es hagelt Narrative, über Krieg, Konsum, Frontverlauf, Kleider, Gemüse, Preise. Bisweilen meldet sich im Radio auch Poesie... Zeitenwenden melden sich. Es ist die poetische Fülle, mit der Rimbaud auf die rasende Fülle prosaischer Verhältnisse... reagiert.“ An Zeichen der Zeitenwende herrscht heute wahrlich kein Mangel. Darum und weil Fiebig Künstler und Vernunftmensch zugleich ist, stellt er das Bühnengeschehen für zwei Akteure (R. Köhler, M. Tancredi) und drei Musiker (Komposition und Piano Theodor Köhler, Querflöte Betty Nieswandt, Sopran Bernadette Schäfer) auf sechzehn markierte Kästen aus weißem Klebestreifen, als gelte es das „wilde“ Leben stadtplanerisch zu zähmen. Roma quadrata im Gallus? Aufgehängte Bahren bringen das Zuviel an Ratio wieder in die Schwebe.

Leicht klappernd alternieren Hausmusik und Spielszenen rund fünfzig Mal in zwei Stunden mit Pause. Das hat viel von einem Metronom für Filmsequenzen, sorgt aber für Abwechslung zwischen dem Katalog der Wurstsorten hier, dem spechtartigen Todesruf der Marseillaise und dem projizierten Bildprogramm dort. Letzteres reicht vom Fischkopf über Raben und Ikonen pfauengefiederter Engel und Gottesmütter bis zu Buchilluminationen und viel Goya. Videos zeigen Reisen der Darsteller durch Fiebigs Künstleratelier voller geklebter Buchtürme und weiß kassettierter Wände, dazu Wege durch Frankfurt: Bäume, Vögel, Flussufer, Kunstobjekte im Raum.

Wie stets beim „E9N“ vereinen sich die Einzelbausteine zum intarsienhaften Gesamtkunstwerk, dessen Intellektualität immer auch amüsiert. Weil Fiebig Rimbaud zum Erfinder des „synästhetischen Zusammenhangs“ erklärt, der Vokale farbig leuchten lässt und Sprachrhythmen musikalisiert, hat es seine Logik, dass Verse hier meist im Original gesungen werden. Rezitiert wird etwa das Sonett „Der Schläfer im Tal“, das aus dem Paris des französisch-deutschen Krieges und der Kommune halb noch im Zeitstil des gewesenen Muster-Gymnasiasten, halb schon mit den Dissonanzen des verkrachten Radikal-Poeten vom „Loch im Grünen“ fabuliert. Schönes Alterswerk: ein Triumph der Hartnäckigkeit.


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Poesie aus wilder Zeit in wilde Zeit
Ein Narrativ der Künste
Dargestellt vom „Ensemble 9. November“ (E9N)
In Kooperation mit dem Gallustheater Frankfurt.


Regie / Dramaturgie / Bildende Kunst
Dr. Wilfried Fiebig

Komposition / Piano
Theodor Köhler

Leitung E9N
Helen Körte / Dr. Wilfried Fiebig

Querflöte
Betty Nieswandt

Sopran
Bernadette Schäfer

Schauspiel
Myriam Tancredi
Richard Köhler

Lichtdesign
Johannes Schmidt

Film und Grafik
Jörg Langhorst


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Warum Rimbaud ?

Es hagelt Narrative, über Krieg, Konsum, Frontverlauf, Kleider, Gemüse, Preise. Bisweilen meldet sich im Radio auch Poesie. Europas und der Welt. Zeitenwenden melden sich.

Es ist die poetische Fülle, mit der Rimbaud auf die rasende Fülle posaischer Verhältnisse seiner Zeit, auch die seiner eigenen Biographie, reagiert. Sie hat das E9N zur Motivations- und dramatisierten -Textgrunglage eines Gesamtkunstwerks, einer BÜHNEN- und FILM- Fassung des Stücks, bewegt.

Das Leben von Arthur Rimbaud (1854 -1891) ist durch häufige und ausgedehnte Reisen und Aufenthalte geprägt.
Sie bilden ein dankbaresMotiv für den Film und die Dreharbeiten:
Reise von Kunstwerken aus dem Atelier in den Müllcontainer vor dem Atelier (s. „Endspiel“ Samuel Beckett) Reise durch das Atelier selbst, Reise auf Spuren der Ikonenmalerei, und weiterer Motive bildender Kunst.

Die Musik, komponiert für Piano, Querflöte, hat den Text für den Gesang (Sopran) auf Französisch, d.h. im Original, vertont. Dabei hatte der Komponist die Möglichkeit aus dem jeweiligen kompletten Gedicht Passagen selber auszuwählen, was einen unmittelbar inspirierenden Effekt auf die Komposition hatte.

Rimbaud thematisiert - schon vor Kandinsky - den synästhetischen Zusammenhang, “erfand die Farben der Vokale“, „ordnete Form und Bewegung eines jeden der Konsonanten“, „schmeichelte“ sich, „mit Hilfe instinktiver Rhytmen ein dichterisches Wort zu erfinden, das allen Sinnen zugänglich wäre.“ (s. Rimbaud, „Alchimie des Wortes“)

Während der Aufführung des Stücks wird der Film als Stummfilm auf die Rückwand der Bühne projiziert. Die Aufführung gibt den Künsten und der Poesie des Stücks sinnlich reale Präsenz, dem Geschmacksurteil Empfindungsgegenwart, Kunstgenuß.


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Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
HfG Offenbach



PREMIERE 2023

SZENEN EINES KULTURVOLKES


Auf der Bühne des Gallus Theaters:

September 2023
PREMIERE
Freitag, 8. September 20 Uhr
Samstag, 9. September 20 Uhr
Sonntag, 10. September 20 Uhr
Montag, 11. September 20 Uhr


Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de




Über das Mädchenorchester in Auschwitz



Trailer auf Youtube: E9N: "Szenen eines KULTURVOLKES"

Ein Stück für sieben Frauen, ein Orchester und eine Sängerin
- achtzehn Mitwirkende.
Dargestellt vom „Ensemble 9. November“ (E9N)
In Kooperation mit dem Gallustheater Frankfurt.


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Vor 35 Jahren,
anlässlich der 50. Gedenkfeier der Reichspogromnacht, wurde dieses „Szenische Oratorium“ unter der Regie von Helen Körte in Frankfurt uraufgeführt.
Nun, 35 Jahre später, und 85 Jahre nach der Reichspogromnacht und nach zahlreichen Aufführungen, sowohl in Frankfurt als auch in vielen Städten der Bundesrepublik, bietet das E9N noch einmal die Möglichkeit, das Mädchenorchester hautnah in Frankfurt zu erleben. Wir führen zum letzten Mal, als eine Art Modell vor, wie aus heutiger Sicht die Auseinandersetzung mit den Opfern aussehen kann.

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Regie / Dramaturgie
Helen Körte

Bühne
Dr. Wilfried Fiebig

Assistenz
Hanna Linde

Musikalische Leitung / Piano
Armin Rothermel

Mezzosopran
Monica Ries

Schauspiel
Hanna Linde
Katrin Schyns
Janine Karthaus
Uta Nawrath
Myriam Tancredi
Elena Thimmel
Susanne Schyns

Musiker
Steph Tahibi, Flöte
Gertrud Sibenhorn, Oboe
Christian Müller, Klarinette
Ulrike Fröhling, Fagott
Ludwig Lohwasser, Viola
Axel Ahrens, Violoncello
Jinglin Zhu, Kontrabass
Rüdiger Ortmann, Violine I
Waltraud Müller-Thurau, Violine II

Lichtdesign
Johannes Schmidt


Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
HfG Offenbach



PREMIERE 2023

Monolog einer Zwiebel


Auf der Bühne des Gallus Theaters:

Mai 2023
PREMIERE
Donnerstag 11. Mai 20 Uhr
Freitag 12. Mai 20 Uhr
Samstag 13. Mai 20 Uhr
Sonntag 14. Mai 20 Uhr
Juni 2023
Donnerstag 8. Juni 20 Uhr
Freitag 9. Juni 20 Uhr
Samstag 10. Juni 20 Uhr
Sonntag 11. Juni 20 Uhr


Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de




Musiktheatralische Schälung der poetischen Zwiebel - Pablo Neruda



Trailer auf Youtube: E9N: "Monolog einer Zwiebel"

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Pablo Nerudas
poetisches Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung in- und mit der „Welt des sich entfremdeten Geistes.“ In diesem „gedoppelten Bewußtsein“ von Prosa und Poesie umfassen Nerudas Gedichte in einer Art gordischem Knoten Worte und Bilder – „kunstwidrige barbarische Vorstellungen“– ineinander verkrümmt zu Liebe, hinaus fliehend in Asche, Salz und Stein. In Oden an die Zwiebel, dem Duft des Holzes, der Uhr der Nacht, die Zuchthäuser... wird der Glaube an die Welt, wie wir sie mit prosaischem Auge verständig betrachten, zu einem Glauben an die Phantasie, für welche nur die Welt da ist, die sich das poetische Bewußtsein erschaffen hat.

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Regie
Dramaturgie
Bildende Kunst

Dr. Wilfried Fiebig

Leitung E9N
Helen Körte
Dr. Wilfried Fiebig

Komposition / Piano
Theodor Köhler

Sopran
Julie Grutzka
Johanna Greulich

Schauspiel
Katrin Schyns
Richard Köhler

Projektionen
Christine Fiebig
Richard Köhler

Lichtdesign
Johannes Schmidt

GRAFIK:
Jörg Langhorst

Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
HfG Offenbach


PRESSESPIEGEL

Frankfurter Rundschau, 13.5.2023, Feuilleton

Die Asche, das Meer, der Mond
Wilfried Fiebigs „Monolog einer Zwiebel" nach Neruda im Gallus-Theater.
Von Marcus Hladek

E9N Monolog einer Zwiebel

Wilfried Fiebig ist eines der zwei Häupter der Gesamtkunstwerk-Schmiede „Ensemble 9. November". Bildender Künstler und Philosoph zugleich, stellen uns seine am Denken Hegels geschulten Bühnenarbeiten nicht selten vor Übersetzungsaufgaben, um sie entschlüsseln zu können. „Monolog einer Zwiebel" etwa beruht auf Einzelgedichten und dem lyrischen Gesamtwerk des Chilenen Pablo Neruda (1904-1973), den die Literaturwissenschaft als wortgewaltigen Dichter, Stimme und Gewissen Lateinamerikas im 20. Jahrhundert schätzt. Sehr reduziert gesprochen, gelten das Einbrechen der politischen Dimension in die Dichtung Nerudas und späterhin das Zurücktreten des Politischen als die Zäsuren, die die Entfaltung seiner Lyrik gliedern. Fiebig übersetzt sich diese Wendepunkte in Begriffe Hegels, der seinerzeit, die Romantiker vor Augen, einen Kampf von poetischer und prosaischer Vorstellungsweise toben sah. Für Fiebig ist Nerudas Lyrik, von der puren und surrealen Poesie bis zum politischen Engagement und zurück in die Synthese, geprägt von der Auseinandersetzung mit der „Welt des sich entfremdeten Geistes": ein gedoppeltes Bewusstsein bis ins Einzelgedicht hinein. Fiebigs Textgrundlage und das Bühnenereignis werden so, laut Untertitel, zur „musiktheatralischen Schälung der poetischen Zwiebel".
Ein Film, der heimleuchtet
So weit die zeilenfressenden Abstrakta, ohne die das sinnlich Gegenwärtige auf der Bühne nur zerstreutes Sinnenflackern statt Sinn ergäbe. Was also zeigt uns Wilfried Fiebig, der hierbei auf vielerlei vertraut: eigene .Bühnenkunstobtjekte und Kostüme, einen im leeren Fußballstadion gedrehten Film (Jörg Langhorst), Darstellerin Katrin Schyns und Darsteller Richard Köhler, dazu Live-Musik von Theodor Köhler (Piano) mit Stefan Weilmünster (Saxofone, Klarinette) und Johanna Greulich (Sopran)? Während das diffuse Lichtdesign Johannes Schmidts für die Innerlichkeit einsteht, leuchtet uns der Film eher mit dem Prinzip Außenwelt heim. Neruda nannte das Gesamt seiner Poesie ein "zähes Skelett aus Worten". Wenngleich Fiebig in Rezitation, Gesang und Melodie oft die gleichen Verse wiederholen lässt, ums sie uns nahezubringen, birgt die sinnliche Überwältigung tatsächlich die Gefahr, dass diese Verse als Hauptakteur nur so an uns vorüberfließen. Es finden sich wichtige Metaphern und Motive Nerudas darin wie die Asche, das Meer und die Schifffahrt. Präkolumbianische Namen stehen neben solchen der Eroberer. Immerzu werden der Mond und der Schwan besungen, wenn nicht gerade der kühl-sachliche Ton vorherrscht. Schwarze Anzüge greifen die heitere Zuwendung zu den Alltagsdingen in Nerudas „Elementaren Oden" auf (auch daher die Zwiebel), und hier und da zeitigt die Naturlyrik Anflüge vom „Sonnengesang" des Franziskus. Von der Atacamawüste ist die Rede, von Ecuador und, natürlich, vom Frieden für alles und jedes - in einem atmenden Duktus gleich jenem Walt Whitmans, der den Einbruch der prosaischen, der politischen Welt übersteigt. Eins von vielen Werken Fiebigs, die man sich am besten mehrfach zu Gemüte führen sollte.
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Frankfurter Allgemeine
Zeitung für Deutschland
SEITE 50 • SAMSTAG, 13. MAI 2023 • NR. 111


Poesie und Performance
FRANKFURT Ensemble 9. November im Gallus Theater

Inszenierungen des Ensembles 9. November sind stets als Gesamtkunstwerk angelegt, als herausfordernde Melange aus Poesie, Musik, Philosophie, bildender und darstellender Kunst. So auch im neuen Stück „Monolog einer Zwiebel", das als „musiktheatralische Schälung der poetischen Zwiebel" angekündigt wird und im Gallus Theater zu sehen ist. Die Gruppe um den Bildhauer und Philosophen Wilfried Fiebig, der auch für die Regie verantwortlich ist, hat dafür Textcollagen erarbeitet, die auf Versen des 1973 gestorbenen chilenischen Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda beruhen, der einst eine „Ode an die Zwiebel" verfasst hatte. Auf der Theaterbühne ist das Gemüse auch als Objekt präsent. Eine knappe halbe Stunde dauert es, ehe eine echte Zwiebel von einer Art metallenem Mobile herabgepflückt und aufgeschnitten wird, um fortan den Raum mit ihrem Geruch zu erfüllen. Wie Episoden sind die einzelnen Sequenzen der Inszenierung aneinandergereiht. Mal musizieren der Pianist Theodor Köhler und der Saxophonist Stefan Weilmünster solo oder zusammen mit der Sopranistin Johanna Greulich, mal stehen die beiden Darsteller Katrin Schyns und Richard Köhler mit ihrer Performance und den vorgetragenen Textpassagen im Fokus, ehe sie die Bühne wieder den Musikern überlassen. Im Hintergrund sind auf eine Leinwand projizierte Bilder und Filmsequenzen in SchwarzWeiß zu sehen, während Schyns und Köhler zwischen Fiebigs skulpturalen Kunstwerken über Liebe und Verlust sprechen. Da es nur wenig Interaktion zwischen den Akteuren gibt und eine leicht erkennbare Dramaturgie der Szenen fehlt, bewahren die Darbietungen ihren fragmentarischen Charakter. Darin zeigt sich ein Stilmittel, das das 1988 gegründete Ensemble, das seinen Namen zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 trägt, in seinen Stücken immer wieder eingesetzt hat. Nichts wird erklärt, keine Zusammenhänge werden geboten, kein roter Faden wird gesponnen, an dem sich die Inszenierung orientiert. Kontext und Bedeutung müssen sich die Zuschauer selbst erschließen - oder nach der knapp zweistündigen Vorstellung irritiert zurückbleiben.

NICOLE NADINE SELIGER