englishE9N - ENSEMBLE 9. NOVEMBER

Wiederaufnahme:
Donnerstag, 31. Oktober
2019
20 Uhr

"Krieg und Frieden"
nach Leo Tolstoi


Wiederaufnahme:
31. Oktober 2019, 20 Uhr


Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de





Das Projekt stellt sich die Aufgabe einer gesamtkünstlerischen Dramatisierung von "Krieg und Frieden". Damit setzt das E9N, unter Anderem, die Reihe seiner Europa thematisierenden, Projekte fort; bildet doch das Verhältnis: 'Europa – Rußland' einen der von Tolstoi eingewobenen 'roten Faden' des Werkes selber.
Mit der Thematisierung von 'Krieg' will sich das Projekt, ganz im Sinne von Tolstoi, nicht mit den Heldenkonzepten und -verehrungen der Historiker, sondern mit den Menschen identifizieren, ihnen zum künstlerischen Ausdruck verhelfen.
In Anbetracht des enormen, epischen geistigen Umfangs dieses literarischen Werkes, würde selbst eine zeitraubende Nachstellung der literarischen Vorlage vor allem geistiges Stückwerk bleiben. Die Komplexität und Fülle der dem Leser zur Aufgabe gemachten Gedanken und Vorstellung lassen sich in keiner Weise imitieren. Auf ein Kunstwerk kann daher nur mit einem Kunstwerk geantwortet werden. Dies allein ist die Absicht des vorliegenden Projekts. In ihm werden die Wesensschwerpunkte von 'Krieg und Frieden' zur Grundlage einer gesamtkünstlerischen Komposition in fünf musiktheatralischen Darstellungs-Ikonen. Deren Titel lauten:
Natascha
Salon
Landschaft
Krieg
Frieden

Eigens hierfür komponierte Musik, Gesang, Tanz choreographiertes Spiel, bildende Kunst in Objekten-Kostümen-Licht-Bildprojektionen (Ikonen) sollen mit ihrer durchgearbeiteten Gesamtästhetik der aus der literarischen Vorlage extrahierten Textbewegung zu einer, das einfache Vorstellungsvermögen sprengende, Lebendigkeit verhelfen.

Leitung:
Helen Körte, Dr. Wilfried Fiebig

Inszenierung / Dramaturgie Objekt / Kostüme / Bühne
Dr. Wilfried Fiebig

Musikalische Leitung
Jens Hunstein

Komposition
Bastian Fiebig

Schauspiel
Mirjam Baur, Eric Lenke,
Katrin Schyns, Wilfried Fiebig,
Annemike Plößer (special guest)

Musiker
Jens Hunstein, Theodor Köhler,
Christian Spohn

Gesang
Pauline Jordan (Mezzosopran)

Lichtdesign:
Johannes Schmidt

Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
HfG Offenbach


   

Premiere
Donnerstag, 17. Oktober
2019
20 Uhr

"Szenische Bilder eines Gesamtkunstwerks"
Theaterspiel der Bilder und Musiken
aus 30 Jahren Theater des E9N


Weitere Aufführungen:
Teil 1: Do. 17. Oktober, 20 Uhr
Teil 2: Fr . 18. Oktober, 20 Uhr
Teil 3: Sa. 19. Oktober, 20 Uhr
Teil 4: So. 20. Oktober, 18 Uhr

Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de



Fotografie:
Sabine Lippert




"Schon in den Bauhütten mittelalterlicher Kathedralen hatten die Gewerke und Künste gleichberechtigt zusammen gearbeitet". Das Bauhaus nimmt die darin zur Geltung kommende Idee des "Gesamtkunstwerk", eines Zusammenspiels, nun von Kunst mit dem "industriellen Gesamtarbeiter" der Moderne, wieder auf.

Steht dieses am Bauhaus anfänglich noch unter der Einheit und Programmatik eines "Gesamtkunstwerks", gehen, im weiteren Verlauf, Entwicklung und Gewichtung von Kunst, Architektur und Industriedesign auseinander.

Seit Beginn seiner Theaterarbeit 1988 geht das E9N in seinen Produktionen von dieser Idee des Gesamtkunstwerks aus, "mit einem feinen Gespür für das immer neu zu definierende Zusammenspiel der Künste und kluger Abstraktion komplexer Sachverhalte " , wie sie sich aus der fortgesetzten Entwicklung des Industriellen Gesamtarbeiters ergeben.

Nach dem "Jubiläumsfestival 2018" wird das "Ensemble 9. November" aus Anlass des Jubiläums "100 Jahre Bauhaus", in szenischen Ausschnitten aus 30 Jahren "Gesamtkunstwerk" des "E9N" Theaters, an die fortgesetzte Bauhaus-Idee erinnern.

Leitung:
Helen Körte, Dr. Wilfried Fiebig

Schauspielregie:
Helen Körte

Inszenierung / Dramaturgie Objekt / Kostüme / Bühne
Dr. Wilfried Fiebig

Schauspiel:
Larissa Robinson, Richard Köhler,
Eric Lenke, Katrin Schyns

Musik:
Bastian Fiebig (Komposition)
Katrin Becht (Violine)
Christian Diederich (Schlagzeug)
Theodor Köhler (Piano)
Christian Spohn (Bass)
Stefan Weilmünster (Saxophon)

Gesang:
Christoph Koegel (Bariton)
Rebekka Stolz (Mezzosopran)
Martha Jordan (Mezzosopran)

Licht:
Johannes Schmidt
Fotografie:
Sabine Lippert

Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
HfG Offenbach


Frankfurt am Main 24.08.2019

Hegels Differenzschrift ("Differenz des Fichte`schen und Schelling`schen Systems der Philosophie"): (S.14)
"Wenn die Macht der Vereinigung aus dem Leben der Menschen verschwindet,..., entsteht das Bedürfnis der Philosophie."
"Denn die notwendige Entzweiung ist ein Faktor des Lebens, das ewig entgegensetzend sich bildet, und die Totalität ist in der höchsten Lebendigkeit nur durch Wiederherstellung aus der höchsten Trennung möglich." "Die Vernunft setzt sich gegen das absolute Fixieren der Entzweiung durch den Verstand, und umso mehr, wenn die absolut Entgegengesetzten selbst aus der Vernunft entsprungen sind."
Aus diesem Bedürfnis der Philosophie erklärt sich bei Kant wie bei Hegel die Entwicklung der Kunst, Künste zu der Totalität als "Gesamtkunstwerk".
Der "Industrielle Gesamtarbeiter" bezeichnet das Selbe im Rahmen der historischen Entwicklung der Arbeit.(Karl Marx)

Auf dieser Grundlage erklärt sich der ästhetische, gesamtkünstlerische, Produktionsansatz des "Ensemble 9. November". Zugleich erklärt es auch die Entstehungsgeschichte von "Bauhaus" und dessen gesamtkünstlerischer Kunsttheorie, abgeleitet aus der Analogie zur "Bauhütte" des Kathedralenbaus.

Aus den Biographien von Helen Körte und Dr. Wilfried Fiebig erklärt sich das Zustandekommen einer gemeinsamen gesamtkünstlerischen Theaterproduktion und der Gründung des "Ensemble 9. November" vor 31 Jahren.

Zu dem Titel "Szenische Bilder eines Gesamtkunstwerks" kam es aus einer Analogie zu Mussorgsky´s Komposition "Bilder einer Ausstellung". Es thematisiert das ästhetische Verhältnis von Musik und Malerei, ein Aspekt auch des Gesamtkunstwerks.
Das "E9N" verknüpft, über komponierte und life gespielte Instrumentalmusik und Malerei hinaus, Gesang, darstellendes Spiel, dramatisierte poetische Literatur, Neue Medien, die Aspekte digitaler Technik, Objektkostüme, Bühnenarchitekturen, Lichtdesign,---- materiale und technische Innovationen, wie sie das "Bauhaus" programmatisch aufnimmt und auch gestaltungsästhetisch thematisiert.

"Szenische Bilder eines Gesamtkunstwerks" ist eine Poetik der Dinge, ein poetischer Aufstand der Materie, Poesie, zu allen Künsten heraufgeholt, die ihr zu Grunde liegen, Sinnlichkeit kunstästhetisch und analog.

An 4 aufeinander folgenden Tagen (17.-18.-19. und 20. Oktober 2019 im Gallus Theater) entstehen, als eine Art Fortsetzungsroman der Künste, "Szenische Bilder eines Gesamtkunstwerks", addieren sich szenisches Spiel mit musikalischen Instrumental- und Gesangskompositionen, im Wechsel skulpturaler Kostüme und Objekte. Am Ende jeder Aufführung kann das Publikum sie als Ausstellung betrachten und mit dem Autor diskutieren.

Dr. Wilfried Fiebig
"Ensemble 9. November"(E9N)

Frankfurt am Main 24.08.2019


PRESSESPIEGEL

Reicher Ideenboden
Das Ensemble 9. November blickt zurück auf ein Gesamtkunstwerk.
Von Marcus Hladek

Vier Tage - vier Stücke hatte die philosophisch klare Formel Wilfried Fiebigs für das Theaterfest im Frankfurter Gallus-Theater gelautet, das pro Abend Szenen je eines älteren Stücks wie "Stadt 2000", "Europa Metamorphosen" und "Krieg und Frieden" vorsah. Allerdings fiel das Präparieren knackiger Kernbilder an Tag 1 mit rund vierzig Minuten allzu kurz aus für ein Publikum, das vom E9N nicht genug bekommt, weshalb der Gesamtkunstwerks-Gewaltige Fiebig bei aller Liebe zum bündigen Begriff je zwei Stücke zu zeigen beschloss. So auch an Abend 3 der kleinen Reihe. Ein Häuflein kam und profitierte vom Eindampfungsprozess, frei nach dem Motto: was sich in zwei Stunden sagen lässt, auch in einer, und was in eine Stunde geht, passt auch in vierzig Minuten. Als Hegelianer weiß sich Fiebig, dem außer der Darstellerregie (Helen Körte) sowie Spiel und Gesang alles oblag (Inszenierung, Dramaturgie Objekte, Kostüme, Bühne), eben selbstgewiss in seinem Zugriff auf die Menschheits- und Geistesgeschichte. Da knappst es sich mit Überzeugung. Liebhaber von Philosophenanekdoten seit Diogenes Laertius müssen ihm da nicht folgen.
Alles in irrem Tempo. Aber wie Fiebig erst den Darsteller im Laborratten-Kostüm ins Offene schickt, wie er seine Figuren zwischen Physis, sozialer Rolle, literarischem Erbe und platonischer Idee dann auf und von der Daseins-Bühne stromern lässt, wie diese vom Genom und unter "La mer"-Klängen von Noahs Sintflut lospalavern, den Anflug der Taube aufs Tapet bringen und die ersten Stadtmauern, wie dem Stadtstaaten-Codex im Nu die Künste folgen, Robinson Crusoe sowie "Soll und Haben": all das treibt den Geschwindi-Bus in so irrem Tempo voran, dass man nie dechiffrierend nachkommt. Gerade das macht aber Spaß, da man die Welt ja sowieso nie versteht und hier in der Kunst nun doppelt nicht, was eine listige Erkenntnis ex negativo in Gang setzt. Wie war das mit Sir Francis Drake, dem universalen Stuhl? Schwups, schon weg. Eben noch erklingen in Kompositionen von Fiebig-fils Sebastian Tangolaute der wie stets beim E9N wunderbaren Musiker (Violine, Schlagzeug, Piano, Kontrabass, Saxofon), da sorgt der betörende Gesang der Mezzosoprane (Rebekka Stolz, Martha Jordan) plus Bariton (Christoph Kotigel) schon für neubewässerten Ideenboden, den fruchtbar zu machen man sich beeilen muss. Entzückend die leichten, klugen Liedrhythmen, all das Wiegen, die historischen Instant-Reminiszenzen, die hübsche akademische Heiterkeit mit Ausbrüchen ins Jazzhafte. Hier ist noch der Kunst-banausische Firmenchef am Zuge, dort bricht die "reichste Ente der Welt" alias Dagobert "Uncle Scrooge" Duck unter „Pink Panther"-Anspieler aufs Spielfeld durch. Oder, als Dialogfetzen gegen Hegel: "ich weiß nicht, ob es die Wirklichkeit gibt. Aber ich weiß, dass sie da ist, wo ich ein Steak bekomme". Dies- wie jenseits der Pausenfanfare, wenn das Gerücht der Fama Ovids durch Europa wischt und fliegt, sind es die Farb- und Ohren-Rhythmen, das geistvolle Spiel mit Ideen, das flugs die Formel des Pythagoras mit Leonardos Homo quadratus verschmirgelt und schon wieder ganz woanders ist, was den sinnlichen Rausch des Wissens und Erkennens als Grundgefühl erzeugt. Damit genug an Sinn und Unsinn über diesen Abend.


Körpererweiterungen
Das Ensemble 9. November und das Gesamtkunstwerk

Eine Werkschau der besonderen Art: An vier Abenden päsentierte das Ensemble 9. November im Frankfurter Gallus Theater "Szenische Bilder eines Gesamtkunstwerks" mit Ausschnitten aus 30 Jahren Theaterarbeit. Die von Helen Körte und Wilfried Fiebig geleitete Gruppe feiert ihr Jubiläum, indem sie ein Konzept bekräftigt, mit dem sie sich nach eigener Aussage in die Tradition des Bauhauses stellt. Die gemeinsame Anstrengung sämtlicher Künste, aller „Gewerke", das Zusammenspiel von bildender und darstellender Kunst, Musik und Dichtung: Diese Idee des Gesamtkunstwerks erinnert freilich eher an dessen Erfinder Richard Wagner, der mit seinen Musikdramen alle Sinne und den Verstand dazu ansprechen wollte, schließlich ging es darum, nicht nur Genuss zu bereiten, sondern dem Publikum auch etwas zu denken zu geben. Das gelingt auch dem „E9N", wie sich das Ensemble abkürzt, immer wieder. Dabei ist es doch auch der avantgardistischen Moderne verpflichtet, denn obwohl gewiss alle Künste zusammenwirken, so kommt doch kein erzählerischeres Ganzes heraus, bleiben die einzelnen Elemente fragmentarisch, entwickeln sich keine dramatischen Spannungsbögen. Vielmehr fügen sich Sprache, Klänge, Bühnenbild und Kostüme stets aufs Neue zu Konstellationen, die munter aufeinanderfolgen, sich in Pointen auflösen, irritieren oder in ihrer grotesken Kraft stehenbleiben. Die vom Bauhaus propagierte Einheit von Kunst und Leben lässt sich mittels der Ästhetik einer Guckkastenbühne allerdings kaum, und sei es auch nur in Ansätzen, realisieren. Die Einheit von Kunst und dargestelltem Leben aber schon. Sie ist sogar der Kern und das Alleinstellungsmerkmal dieses Ensembles. Denn die Dinge, ihre Nützlichkeit und Widerständigkeit, aber auch ihre reine Ästhetik und Zweckfreiheit, sind integraler Bestandteil noch jeder seiner Produktionen. Die Kunstwerke, die Bildhauerarbeiten, die Körpererweiterungen aus der Werkstatt von Wilfried Fiebig machen diese Inszenierungen unverwechselbar. Die Schauspieler verfangen sich darin, befreien sich daraus, gebrauchen sie als Waffen oder Schutzschilde, als Aufplusterung zwecks Balz oder Revierkampf, als Zeichen ihrer Individualität und Zugehörigkeit, als Mittel von Macht und Herrschaft. Oft aber sind die Artefakte auch Hindernisse und beschwerliche Gegenstände, die man am liebsten loswürde, deren man sich aber nicht so einfach entledigen kann. Diese Werke sind die Welt, die Erde, die Wirklichkeit, aber genau so das ganz Andere, der Widerspruch, die Kunst, eine Gegenrealität aus eigenem Recht. Nicht zu vergessen aber ist der Beitrag der Musik: Der Sound, der sich Kompositionen aus diversen Jahrhunderten bedient, verleiht auch den skurrilsten Szenen emotionale Tiefe und gelegentlich komische Momente.

Michael Hierholzer

   

PREMIERE:
Donnerstag, 27. September
2019
20 Uhr

HOMMAGE AN WILHELM GENAZINO

„DAS MEER, DER FISCH, DAS TELEFONBUCH UND
1 SENFTÜPFELCHEN“
eine musiktheatralische Stadtballade nach Texten von Wilhelm Genazino


Premiere 2019
Freitag, 27. September, 20 Uhr
Samstag, 28. September, 20 Uhr
Sonntag, 29. September, 18 Uhr


Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de




Fotografie:
Sabine Lippert





Neubearbeitung nach 'Die Obdachlosigkeit der Fische' von Wilhelm Genazino



"DER PSYCHO-HISTORIKER DER ALTEN BUNDESREPUBLIK"
Je auswegsloser der Schriftsteller Wilhelm Genazino den Aberwitz unserer Zivilisation beschrieb, desto größeren Erfolg hatte er. Nun ist er im Alter von 75 Jahre gestorben, (SZ. Zeitungsmagazin )

Wilhelm Genazino war der Seismograf für die Seelenlandschaften der Bundesrepublik. Er hat die Jahre, in denen das Land etwas lockerer wurde, mythisch gemacht. Hier sind Sehnsüchte Zuhause, die nicht mehr viel mit Handlung, Ort, und Geschichte zu tun haben." Der Ausweg aus der ganzen Misere ist der Humor !
Wilhelm Genazino, allseits bekannter Autor, Literat, Stadtflaneur aus Frankfurt am Main, geehrt u.a. mit dem GEORG BÜCHNER PREIS 2004, erweist sich als Großmeister der Skurrilität, mit einer Vorliebe ausgeprägter schelmischer Alltäglichkeitserlebnisse, welche nun wiederum die visuellen Fantasien des E9N Ensemble aufs Höchste beflügeln. Die vom E9N dramatisierte Frankfurt Stadtballade berauscht Augen und Ohr und wird in 10 Bildern umgesetzt, Zum Beispiel, erleben wir ein verwahrlostes Telefonbuch, während dessen das Telefon-Kind märchenhaft zu tanzen beginnt. Der Komponist und vielseitige Musiker Martin Lejeune begleitet von Akkordeon und Percussion unterstreichen die visuell-akustischen Bilder. Multitalentierte Schauspieler/innen, wilde Skulpturen des Großmeisters Fiebig , und die Bild- und Erzählqualität des Ganzen, unter der Regie von Helen Körte, lassen ein Feuerwerk der Gefühle und grotesk ironischer Wortakrobatik ästhetisch hoch kochen, während die Fische ums überleben kämpfen.




Inszenierung / Regie:
Helen Körte

Bühne / Objekte / Kostüme:
Dr. Wilfried Fiebig

Kostüme:
Margarete Berghoff

Schauspiel:
Christian Lehmann, Eric Lenke,
Fernando Fernandez, Katrin Schyns,
Mirjam Bauer, Elena Thimmel,
Willi Forwick (Trompetenspieler)

Komposition / Musikalische Leitung:
Martin Lejeune (E-Gitarre, Banjo, Euphonium, Theremin)
Musik:
Stephan Weiler (Akkordeon)
Max Jentzen (Schlagzeug)

Lichtdesign:
Johannes Schmidt

Fotografie:
Sabine Lippert

Grafik:
Jörg Langhorst

Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
Zoo Frankfurt
Teichmann Ohren und Augenwelt
HfG Offenbach

Der Text "Doro die Dorade"
(aus: "Der Fisch ist ein Gedicht", 2017 Verlag Antje Kunstmann)
erscheint mit freundlicher Genehmigung der Autorin Arezu Weitholz



   

PREMIERE:
Donnerstag, 11. April
2019
20 Uhr

Die neuen Helden Europas

Eine Musik-Theatralische
Geschichtsposse des E9N


Weitere Aufführungen:
Freitag, 12. April, 20 Uhr
Samstag, 13. April, 20 Uhr
Samstag, 20. April, 20 Uhr
Sonntag, 21. April, 18 Uhr
Donnerstag, 25. April, 20 Uhr
Freitag, 26. April, 20 Uhr
Sonntag, 28. April, 18 Uhr



Gallus Theater
Tel. Reservierungen
069 75 80 60 20
Kleyerstraße 15
60326 Frankfurt
http://www.gallustheater.de



Fotografie:
Sabine Lippert





Wiederholt sich Geschichte?

Selbstverständlich – wie jede Erzählung.
Don Quixote schreitet zur Tat und schon wird alles anders.
Ruhmreiche Heldentaten, die das vergangene goldene Zeitalter auferstehen
lassen im eisernen der Gegenwart, Prosa wird Poesie. Aus dem Blätterwald der Ritterliteratur brechen die Helden auf zu Inseln, Abenteuern.
Aus Minne eine endlose Reise durch Speisen, Verdauung, und Verdautes, die Leichtigkeit und Wucht der Musik, Heftigkeit des gesprochenen Wortes, springende Aufmerksamkeit in Licht und Finsternis von plötzlichem Black. Die schöne goldene Tourismusrenaissance im Schrecken der Berichte des Las Casas, Perlen der Buchweizen, Wohlgeruch von Schweiß der Arbeit, Windmühlen im Magen der Riesen Gargantuas, die alles verwandelnde Verrücktheit des reisenden Geldes. Geschichte rennt, die Käfige im Kopf der Köpfe im Käfig.

Und da Bücher brennen, wird es hell.



Regie / Konzeption / Dramaturgie:
Dr. Wilfried Fiebig

Komposition:
Theodor Köhler

Leitung E9N:
Helen Körte | Dr. Wilfried Fiebig

Bühne, Objekte, Objektkostüme:
Wilfried Fiebig

Gesang:
(Mezzosopran)
Martha Jordan
Rebekka Stolz

Violine:
Katrin Becht

Schauspiel:
Venerija Dik
Richard Köhler
Katrin Schyns
Stefan Wendel

Licht:
Johannes Schmidt
Grafik:
Jörg Langhorst
Foto Plakat:
Dr. Wilfried Fiebig

Mit freundlicher Unterstützung:
Kulturamt Stadt Frankfurt am Main
HfG Offenbach





PRESSESPIEGEL


Bild: Sabine Lippert

(Frankfurter Rundschau 13.04.19 10:28)

Euphorisch auf die Reise gehen
von Bernhard Uske

Das Ensemble 9. November schickt im Gallus Theater die „Neuen Helden Europas“ um die Welt.

Die neuen Helden Europas“ – so lautet der Titel der Produktion des Ensemble 9. November, die sein Spiritus Rector, Wilfried Fiebig verantwortet. Die neuen Helden, das sind die alten, die am Beginn ihres neuen Zeitalters vor 400 Jahren noch einmal die alten Spiele spielten. So wie es Don Quixote tat, der sich fühlt und wähnt in einer Welt, in der seine Wünsche Wirklichkeit sind und werden. Eine Text-Musik-Collage im Verein mit den Figurinen und Skulpturen, die das ästhetische Markenzeichen des ehemaligen Dozenten der Hochschule für Gestaltung Offenbach geworden sind. Deren Gestalt am Leib der Akteure ist wie ein dingliches Alter ego ihrer mentalen, hierarchischen und sozialen Verfassung. Das kommt in der knapp zweistündigen, von einer Pause unterbrochenen Aufführung im Frankfurter Gallus Theater aber erst im zweiten Teil zum Tragen, wo die sprechtheatralische Aufsagerei, die wie eine Litanei von allerlei Textblöcken aus der Reiseliteratur der damaligen Zeit wirkt, sich anders darstellt. Der Abend als ganzer: ein Frage- und Antwortspiel der reiselustigen, welterobernden Explorationsbegierden – unterbrochen von musikalischer Resonanz durch zwei Vokalistinnen. Rebekka Stolz sowie Pauline Jordan, die für ihre erkrankte Schwester Martha Ersatz war. Zwei schöne, gut harmonierende Stimmen, dazu die tragende Violinstimme Katrin Bechts und der Pianist und Komponist Theodor Köhler, der sich an musikalische Modelle der Renaissance angelehnt hat. Die musikalische Aktion trägt sehr viel und ist zu Recht von ihrer traditionellen Postierung am Rande der Bühne in deren Mitte gerückt. Die aufgeräumten und belustigten, im Angesicht ihrer Möglichkeiten der Globus-Umfassung Euphorisierten sind zwei Schauspieler und zwei Schauspielerinnen, deren dramatische Auf- und Abwärtsbewegungen ein wenig nach dem Motto „Pack schlägt sich / Pack verträgt sich“ verlaufen. Nach der eher hölzernen und ruppigen Präsenz im ersten Teil bei manch schlechter Sprachverständlichkeit, kommen Venerija Dik, Richard Köhler, Karin Schyns und Stefan Wendel im zweiten Teil zu einer viel dichteren Präsenz. Ein Käferpanzerungsumriss aus diversen Plexiglasbruchstücken, der auch einen Anthropoiden darstellen konnte, beherrscht jetzt optisch die Szene und die Akteure im Rüstzeug ihrer restmüllwertigen Verpacktheit hatten choreografische Attraktivität. Das nahe am Absurden gleitende Spiel von Gewinn und Niederlage, von herrischer Geste und leerlaufender Interaktion, das sich mit dem einen und anderen Satz aus Überlegungen zur Geldwerttheorie Karl Marxens liiert, bekommt dabei Züge theatraler Sinnhaftigkeit, die die Aufmerksamkeit zu fesseln vermag.

(FAZ 13.4.2019)
von Michael Hierholzer

Schwer bepackt
„Die neuen Helden Europas“ im Gallus Theater

Rabelais und Cervantes, ein bisschen Villon, eine Prise Marx, aber was ist das alles gegen die Macht der Musik und die Wucht der Objekte. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, und das kann schon einmal ziemlich voluminés und unhandlich sein, ein Gefängnis, eine Panzerung oder aber in einem übertragenen Sinn die Last der Geschichte, der Überlieferung, der Symbole. Die Körperextensionen sind das Markenzeichen des „Ensembles 9. November“, kurz „E9N“, und sie stammen von Wilfried Fiebieg, Künstler, Philosoph und einer der beiden Köpfe der freien Gruppe. Er hat dieses Mal aber auch alles andere allein gemacht, die Textbearbeitung, die Inszenierung, wobei die Musik in den Gesamtkunstwerken von Fiebig und seiner sonst stets an den Projekten beteiligten Partnerin Helen Körte immer einen eigenständigen und verbindenden Part spielen. Theodor Köhler hat 21 Kompositionen für zwei Sängerinnen, Klavier und Violine verfasst, angelehnt an spätmittelalterliche und renaissancehafte Klänge, entsprechend den beiden Hauptautoren, deren Worte dem Stück „Die neuen Helden Europas“ zugrundeliegen. Wer damit angesprochen wird, bleibt ebenso unklar wie die Verbindung der nicht weniger als 55 Szenen, die der anderthalbstündige Abend bietet. Was bleibt, ist der Eindruck von Unbeholfenheit, mit der Welt zurechtzukommen, wofür vor allem die Figuren von Don Quichotte und Sancho Pansa stehen. Der Kampf gegen die Windmühlen wird mit einem plötzlichen Hang der Regie zum darstellerischen Realismus gezeigt, desgleichen das Werben um Dulcinea, die sich mit ihren Freundinnen schnippisch abwendet vom Ritter von der traurigen Gestalt. Er trägt ein besonders ausladendes Requisit auf dem Rücken, kein Wunder, dass er auf dem Weg durch Wahn und Träume ins Stolpern gerät. Frei agieren können derart bepackte Figuren kaum. Das will womöglich sagen: Das Leben ist derart beschwert, dass es für den Einzelnen überhaupt nicht zu schaffen ist, das Vorgegebene zu überwinden. Schon gar nicht das Konstrukt namens Europa. zer.

(Strandgut 04/2019)
von Winnie Geipert

Reise ins Goldene Zeitalter
Gallus Theater: Ensemble 9. November präsentiert
»Die Neuen Helden Europas«

Als ein »derb-komisches volkstümliches Bühnenstück« umschreibt der Duden die Posse. Mit einer solchen, genauer, einer »Musik-Theatralischen Geschichtsposse«, haben wir es beim jüngsten Werk des Ensemble 9. November (E9N) zu tun, das nun im Gallus Theater Premiere hat. »Die Neuen Helden Europas« nennt der nicht nur für das Konzept, die Dramaturgie und die Regie, sondern auch für Bühne und Objekte, sprich: die so typischen skulpturalen Körper-Kostüme von E9N zuständige Maestro Wilfried Fiebig seine jüngste Arbeit. Der »Künstler-Philosoph« (FAZ) und HfG-Dozent lässt es sich auch nicht nehmen, einmal wieder selbst aufzutreten, bleibt aber gewiss nicht alleine auf der Bühne. Vier Schauspieler (Venerija Dik, Richard Köhler, Katrin Schyns, Stefan Wendel), zwei Sopranistinnen (Martha Jordan, Rebekka Stolz) sowie die Violinistin Katrin Becht und Theodor Köhler als Komponist und Pianist, der im zweiten Teil des Abends sogar ein Spinett bedienen wird, sollen ein weiteres Gesamtkunstwerk der Marke E9N realisieren. Viele vertraute Namen dabei, von denen man manche, inklusive Licht-Designer Johannes Schmidt, im gefeierten und gepriesenen Helden-Vorgänger »Die Uneinholbarkeit der Verfolgten« erleben durfte. Nur Fiebigs kongeniale E9N-Partnerin Helen Körte vermisst man im Line-Up. »Wiederholt sich Geschichte?«
lautet Fiebigs Frage an dieses Stück, für deren Beantwortung er sich, so ist beim Besuch in seiner Werkstatt am Ostpark zu erfahren, erneut auf klassische Texte und Figuren der Weltliteratur stützen wird, dieses Mal der Renaissance: »Gargantua und Pantagruel« (1532) von Francois Rabelais und »Die Abenteuer des Don Quijote« (1605) von Miguel de Cervantes. Im ersten Teil des Abends werden wir Rabelais‘ rüde Riesen als Reisegesellschaft bei einem Inselhopping erleben, das diese mit Strukturen von Gesellschaften konfrontiert, von denen sich mühelos Brücken ins Heute schlagen lassen. Korruption, politischer Größenwahn, Machtmissbrauch, Fake-News, alles ist benannt, alles bekannt. Selbst im weltweit tobenden Krieg um die begehrten Fladen lassen sich unschwer Parallelen zum Kampf um Rohstoffe ziehen. Lächerlich? Mitnichten! Zum Lachen? Allemal! Schließlich kann die Conclusio eines Abends, der quasi homerisch mit einer Lachouvertüre nach Ariosto beginnen wird und mit Don Quijote im Goldenen Zeitalter mündet, nur lauten: Selbstverständlich wiederholt sich die Geschichte!
In das Zentrum seiner Inszenierung will Fiebig allerdings die Musik zu Texten überwiegend von Francois Villon (1431-1461) platzieren. Nicht mehr am Rande, wie sonst, sondern mitten auf der Bühne haben die Instrumente und Sängerinnen ihren Platz. Um sie herum lädt das Spiel der Mimen, das man sich nicht als zielgerichteten Handlungsablauf, sondern als einen pittoresken Szenenreigen vorstellen sollte, zum fröhlichen Assoziieren ein. Und – toi, toi, toi – zum Kunstgenuss.